POLYTECHNISCHE SCHULE

POLYTECHNISCHE SCHULE VIEL BESSER ALS IHR RUF

VIEL BESSER ALS IHR RUF

Die Polytechnische Schule (PTS) ist eine große Chance für alle, die noch nicht wissen, wohin ihre berufliche Reise gehen soll. Schülerinnen und Schüler können aus acht Fachbereichen wählen und arbeiten handwerklich in den Werkstätten. Präsentationen von Firmen an der Schule, aber auch Exkursionen und Schnuppertage unterstützen die Jugendlichen dabei, den richtigen Beruf zu finden.

Von vielen Lehrlingen hat nur ein kleiner Teil die neunte Schulstufe in einer Polytechnischen Schule (PTS) absolviert. Der Grund ist der schlechte Ruf, der dem „Poly“ seit vielen Jahren oder Jahrzehnten anhaftet. Auch wenn der Schultyp von vielen als Hemmschuh gesehen wird, kann hier der Grundstein für eine erfolgreiche Karriere gelegt werden. Dieses neunte Schuljahr in einer PTS bietet den Jugendlichen die Chance, ihre individuellen Interessen, Neigungen, Begabungen sowie Stärken und Schwächen zu erkennen. Üblicherweise führt der Weg weiter in die duale Ausbildung – doch man kann sich natürlich auch für einen weiterführenden Bildungsweg entscheiden.

ORIENTIERUNGSPHASE 

Für wen die Schulausbildung nicht fix mit Matura beziehungsweise einem Universitätsabschluss endet, sollte sich gut überlegen, ob es klug ist, die neunte Schulstufe in der ersten Klasse einer allgemeinbildenden oder berufsbildenden höheren Schule zu absolvieren. Denn gelingt es nicht, hier mitzuhalten und wechselt nach den ersten Wochen oder Monaten in eine PTS, um ein positives Abschlusszeugnis zu erreichen, hat den wichtigsten Kern dieses Schultyps verpasst: Die Orientierungsphase. Seit September 2020 startet jede PTS das Schuljahr mit einem Kennenlernen aller angebotenen Fachbereiche – inklusive Werkstätten. Zusätzlich kommen Unternehmen, die auf der Suche nach Lehrlingen sind, an die Schule, um sich als künftiger Arbeitgeber zu präsentieren. Es gibt Exkursionen zu Unternehmen, in denen bei Interesse auch Schnuppertage absolviert werden können. Basierend auf ihren Eindrücken und Erlebnissen entscheiden sich die Jugendlichen, welchen Fachbereich sie absolvieren. Damit hat man ein ganzes Jahr Zeit, um herauszufinden, ob man sich richtig entschieden hat – und kann diese Erkenntnis zu seinem Vorteil nutzen.

VERSCHIEDENE FACHBEREICHE 

Die an den PTS angebotenen Fachbereiche decken die großen Berufsfelder der Wirtschaft ab. Die Einrichtung eines autonomen Fachbereiches, wie etwa Mechatronik oder Mediendesign, bietet den Schulen die Möglichkeit, auf die Bedürfnisse regionaler Wirtschaftsbetriebe einzugehen. Grundsätzlich gibt es an den über 200 Polys in Österreich die Fachbereiche:

GESUNDHEIT, SCHÖNHEIT UND SOZIALES • METALL • ELEKTRO • BAU • HOLZ • HANDEL UND BÜRO • TOURISMUS

ROLLENBILDER AUFBRECHEN

Burschen werden Automechaniker und Mädchen Friseurinnen: Diese Stereotype sind tatsächlich auch 2023 noch nicht vollständig verschwunden. Doch schön langsam tut sich etwas. „In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass sich eher Mädchen für einen technischen Fachbereich entscheiden als Burschen für einen sozialen Fachbereich. Für Tourismus finden sich immer wieder Burschen“, sagt Franz Pilz, Direktor der PTS Grieskirchen. Hier werden acht Fachbereiche angeboten. Welche von den Jugendlichen belegt werden, ist von Jahr zu Jahr verschieden. Im vergangenen Schuljahr fanden sich etwa keine Interessenten für die Fachbereiche Bau-, Holztechnik und Handel/Büro. Für das Schuljahr 2024/25 wird es an der PTS Grieskirchen keinen neuen oder zusätzlichen Fachbereich geben. Relativ neu ist hier die Integration des Gesundheitsbereichs in den früheren Fachbereich „Dienstleistungen“.

PRAKTISCHE UMSETZUNG

An der PTS in Schwanenstadt stehen drei Stunden Mediendesign auf dem Stunden- plan. Ob der Fokus auf Text, Foto oder Film gelegt wird, entscheidet sich nach jeweils vorherrschendem Interesse aus der Wirtschaft. „2020 startete die Gestaltung und Planung eines kompetenzorientierten Lehrplans für Medienproduktion, der von der Bildungsdirektion genehmigt wurde“, erklärt PTS-Direktorin Susanna Thallinger. Verschiedene Einflüsse verändern manche Berufe oder Berufsbezeichnungen. „Aufgrund der Digitalisierung etwa wurde in Schwanenstadt der Bereich COM – Commerce, Office und Medien – zusammengefasst“, so Thallinger. Die Corona-Pandemie hat die Entwicklung eines eigenen Schulfachs beschleunigt. „Durch ein Schulfilm-Projekt während des Lockdowns mündete das wachsende Interesse in einem eigenen Schulfach“, blickt Schwanenstadts PTS-Direktorin zurück. Schülerinnen und Schüler dieses Fachbereichs arbeiten auch mit fachlichen Experten, etwa dem Welser Medienkulturhaus, für bestimmte Projekte zusammen. Ihre Fähigkeiten setzen sie dann bei fächerübergreifenden Schulprojekten ein und wurden dafür sogar schon ausgezeichnet.

KENNENLERNEN

Manche Schulen laden zum Tag der offenen Tür. Wieder andere halten Schnuppertage ab, an denen Schülerinnen und Schüler einen Tag in der PTS verbringen, um einen ersten Eindruck der Fachbereiche und Werkstätten zu gewinnen.

FOTO: 123RF-SCHASTNYI