PFLEGEAUSBILDUNG ALS LEHRBERUF

NEUE CHANCE FÜR TEENAGER

Bisher bestand eine Ausbildung in Pflegeassistenzberufen aus schulischen Einheiten, die ergänzt wurden durch einen Praxisteil, der in Pflegeeinrichtungen – beispielsweise Krankenhäuser oder Alten- und Pflegeheime – ergänzt wurde. Mit der Pflegelehre gibt es nun einen neuen Ausbildungsweg. Hier steht die Praxis im Beruf im Vordergrund, die ergänzt wird von theoretischem Unterricht in Berufsschulen. Nach Abschluss der Lehre steigen die neuen Fachkräfte direkt ins Berufsleben ein. Ein großer Vorteil: Mit der Pflegelehre verdient man bereits während der Ausbildung sein eigenes Geld. Für Lehrlinge im vierten Lehrjahr ist ein Mindesteinkommen von 1.500 Euro vorgesehen. 

Modellversuch Pflegelehre

Mit In-Kraft-Treten der rechtlichen Grundlagen per 1. September 2023 ist die Umsetzung der Pflegelehre in den Pilotregionen gestartet. Die Lehrdauer für die Pflegeassistenz beträgt drei Jahre, jene zur Pflegefachassistenz vier Jahre. Die Ausbildungspläne sind so gestaltet, dass dieselben Inhalte in den ersten drei Lehrjahren vermittelt werden und beide Berufe gegenseitig anerkannt werden können. Es ist beispielsweise möglich, mit einer Lehre zur Pflegeassistenz zu beginnen und später auf Wunsch zur Pflegefachassistenz umzusteigen. Die neuen Lehrberufe werden entsprechend dem üblichen Verfahren zunächst als Ausbildungsversuche an einzelnen Berufsschulstandorten in Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg eingerichtet. Geplant ist eine wissenschaftliche Evaluierung über einen Zeitraum von sieben Jahren. 

Unser Ziel ist es, ein Altern in Würde sicherzustellen. Zentrales Thema dafür ist es, junge Menschen zu begeistern, dass sie in den Pflegeberuf einsteigen. Mit der Pflegelehre gelingt uns das niederschwellig und bereits in jungen Jahren. In der Schweiz ist die Pflegelehre bereits der drittbeliebteste Lehrberuf, mit 4.500 Lehrlingen pro Jahr und das soll unser Vorbild sein. Wir sind ein Vorreiter-Land, was Ausbildungen für junge Menschen betrifft. Wir werden uns deshalb auch im Bereich der Langzeitpflege für die
Pflegelehre stark machen und auch als Pilotland bewerben.

Sozial-Landesrat 
Dr. Wolfgang Hattmannsdorfer

Sinnstiftende Tätigkeit

Eine Pflegelehre bedeutet, anderen Menschen zu helfen und somit einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Als Pflegekraft trägst du eine große Verantwortung und leistest täglich wertvolle Arbeit. Zudem ist der Bedarf an qualifizierten Pflegekräften immens hoch und wächst stetig weiter. Was bedeutet: Sehr gute Jobchancen nach der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung. Gerade in Zeiten von Personalmangel und steigender Arbeitsbelastung ist es wichtig, junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern. Mit dem positiven Lehrabschluss in der Tasche öffnet sich auch der Zugang zur – berufsbegleitenden – Ausbildung zum diplomierten Gesundheits- und KrankenpflegerIn an einer Fachhochschule. Aus dieser Qualifikation ergeben sich eine Reihe von Einsatzbereichen, beispielsweise in der Altenpflege, im Gesundheitsbereich, aber auch in der Behindertenbetreuung.

Großes Potenzial

Laut den Unterlagen zu einem Pressegespräch rund um die Pflegelehre im September 2022 rangiert in der Schweiz die Pflegelehre mit rund 4.500 Lehrlingen pro Jahr auf Rand drei der beliebtesten Lehrberufe. In unserem Nachbarland wurde bereits 2004 das Berufsbildungsgesetz geändert und eine eigene betriebliche Ausbildung in der Pflege eingeführt. Eine Studie im Auftrag des Landes Oberösterreich und Soziales Netzwerk GmbH zeigt, dass man junge Menschen für den Pflegeberuf gewinnen kann: Für mehr als ein Viertel ist ein Pflegeberuf in der Altenarbeit zumindest sehr bzw. eher attraktiv (27 Prozent). Und rund ein Viertel der Jugendlichen hat grundsätzliches Interesse am Pflegeberuf. Der Aspekt „dass man in seinem Beruf Gutes tut und anderen hilft“ wird von 72 Prozent der Interessierten sehr stark mit dem Pflegeberuf verbunden. Dahinter landen in der Kategorie „sehr stark“: „dass man einen guten persönlichen Kontakt zu anderen Menschen hat“ mit 71 Prozent und „dass der Arbeitsplatz sicher ist“ mit 68 Prozent.

Ausbildungsbetriebe

Seit 1. September kann der neue Lehrberuf Pflegeassistenz (3-jährig) und Pflegefachassistenz (4-jährig) in Spitälern, mobilen Gesundheits- und Krankenpflegediensten sowie in Alten- und Pflegeheimen absolviert werden. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von „No Limits“ war die Zertifizierung der Lehrbetriebe durch die Wirtschaftskammer noch nicht abgeschlossen. Deshalb konnte an dieser Stelle noch keine Liste der Ausbildungsbetriebe veröffentlicht werden. „Mit der Pflegelehre schaffen wir als Bundesregierung unter Federführung meines Ressorts ein neues Lehrmodul, das spezifisch auf Lehrausbildungen im Pflegebereich ausgerichtet ist. Derzeit kann man im Pflegebereich noch keine Lehrausbildung absolvieren, wodurch viel qualifikatorisches Potential vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen verloren geht. Mit der Pflegelehre zielen wir also darauf ab, noch mehr Ausbildungspotential sowie -plätze im Pflegesektor zu schaffen“, wird Arbeits- und Wirtschaftsminister Dr. Martin Kocher in den Presseunterlagen zitiert.

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